Die Knackwurst - Teil 2

Eine Geschichte von Sophie Himmelbauer
Ring! Ring! Ring! Das Telefon läutet. Der Mann geht ins Wohnzimmer und nimmt den Anruf an. Es ist seine Mutter: „Schatzi, wie geht es dir? Hast du heute schon gegessen? Komm doch zu mir, ich habe Schnitzerl gemacht! Ich muss dir so viel erzählen! Stell dir vor, gestern habe ich den Onkel Franzi gesehen, der hat mir erzählt, die Nachbarin von der Tanti Anni-“ Herr Kühling unterbricht sie. Er kann sie fast nicht verstehen, weil sein Magen so laut knurrt. „Mama, es ist schön von dir zu hören. Aber ich habe noch nicht gegessen! Eine Knackwurst wartet auf mich!“ „Na gut, mein Schatz,“ antwortet sie „dann iss, damit du groß und stark wirst!“ Sie verabschieden sich und der Mann geht zurück in die Küche.

Was sieht er da! Sein Teller ist leer. Wo ist die Knackwurst nur hin? Er sieht sich um und auch Bubeldu ist nicht mehr da. Er ruft ihn, aber er kommt nicht. „Bubeldu!“ Er geht zu seinem Hundebett, das im Schlafzimmer steht. Dort sieht er einen sehr zufriedenen Hund. Bubeldu sieht sein Herrchen an. „Hast du meine Wurst gegessen?“ Herr Kühling kann es nicht glauben. Wieder hört er das Geräusch, das laut aus seinem Bauch herausklingt. „Du Vielfraß!“, sagt er laut und dreht sich um.

Traurig geht er zurück in die Küche und öffnet den Kühlschrank. Er ist voll mit Gemüse. Er nimmt sich drei Karotten und einen Paprika heraus. Er wäscht sein neues Abendessen, trocknet es ab und setzt sich zu Tisch. Bubeldu merkt, dass sein Herrchen traurig ist. Er geht zu ihm hin und legt seine Schnauze auf Herrn Kühlings Knie. Der streichelt ihn über den Kopf. Der Mann isst das Gemüse und denkt an die Schnitzerl seiner Mama.

Da läutet es an der Tür. Bubeldu und Herr Kühling wundern sich. So spät bekommen sie nämlich nur selten Besuch. Beide trotten sie zur Tür. Wer steht da? Es ist Herr Kühlings Mama. In der Hand hält sie einen Korb aus dem es nach frischen Schnitzerl und Erdäpfelsalat riecht. „Mein Bub, ich habe wieder viel zu viel gekocht! Nach dem fünften Schnitzerl konnte ich wirklich nicht mehr. Da habe ich mir gedacht, ich bringe dir den Rest vorbei. Den kannst du morgen mit zur Arbeit nehmen!“ Herr Kühling tritt aus der Tür heraus und umarmt seine Mutter. „Was würde ich nur ohne dich tun!“ Er bittet sie herein. Er erzählt ihr von der verlorenen Knackwurst. „Mit vollem Munde spricht man nicht!“, belehrt ihn die Mama.

Doch heute ist das Herr Kühling egal. Er freut sich über das gute Abendessen und darüber, so eine nette Mama zu haben. Auf seinen Hund Bubeldu ist er auch gar nicht böse. Wieder liegt seine Schnauze auf Herrn Kühlings Knie. Hin und wieder lässt er ein Stück Schnitzerl fallen, damit auch der Hund etwas von der köstlichen Speise hat. Sie sind beide glücklich.